Silvia Wahrstätter
1974 in Hallein im Salzburger Land auf die Welt gekommen. Diese privilegierte geografische Lage hat sie früh genutzt, um die sie umgebende Bergwelt zu erkunden. Ihr beruflicher Werdegang hat sie vom Buchhandel in die Verlagswelt geführt.
Seit fast 20 Jahren ist sie als selbstständige Buchgestalterin zusammen mit ihren Kolleginnen in der Agentur vielseitig erfolgreich. Der Gestaltung hat sie sich anfänglich über eine technische Ausbildung genähert, ihr grafisches Wissen vor allem im Selbststudium erweitert.
Dabei ist das breite Angebot – von Wanderführer bis Kinderbuch, von Bildband bis Biografie, von Kochbuch bis wissenschaftliches Werk – stets eine Erweiterung der Fähigkeiten, aber auch eine permanente Schule des Sehens.
All die grafischen Regeln, der Umgang mit Farbe, Perspektive und Material gehen bei ihren beruflichen wie künstlerischen Arbeiten Hand in Hand.
Weiterführende Ausbildungen wie der Lehrgang Medienillustration oder der Lehrgang Digitale Illustration bei Illuskills und der Besuch der Kunstfachklasse von Katja Praschak führten letztendlich dazu, dass sie regelmäßig die »Krücke« Computer gegen Leinwand, Pinsel und Acrylfarben tauscht.
Foto: © Katarina Lindbichler, lindbichlerfotografie.at
Ein paar Antworten …
Warum Malerei und nicht Fotografie?
Fotos sind mir zu perfekt. Oft ist bei der Landschaftsfotografie alles scharf gestellt, egal ob es vorne oder hinten ist. Ich sehe alles gleich »tief«. Die haben für mich nur den Charakter der Motivation und bewirken vor allem das Bedürfnis: Ich will da selbst hin. Ich möchte das Abgebildete mit eigenen Augen sehen. Ich suche etwas anderes in den Bergen. Beim Malen muss für mich nicht alles realistisch sein. Da kommt ganz viel zusammen: der Pinselstrich, die Textur, die Farben, meine Stimmung.
Im Gemalten sehe ich vor allem das, was ich am Berg erlebe. Beim Malen bin ich dort, das fließt richtig durch mich durch. Da spüre ich das, was ich selbst empfinde, wenn ich eine Rinne hinaufklettere oder zufrieden am Gipfel sitze und vor mich hinschaue. All das übertrage ich in meine Bilder.
Ich entscheide selbst, was ich hervorhebe und was ich eher andeute, unscharf lasse. Spannend ist für mich auch immer der Himmel im Bild. Der ergibt sich, den kenne ich, weil ich oft in den Bergen bin, der kommt in der Regel ausschließlich aus meiner Intuition.
Natürlich mischt sich bei aller Freiheit auch mein künstlerisches Wissen mit ein, das kriegt man ja nicht raus. Was ich in meiner Malerei abbilde, ist in jedem Fall meine Welt, sie wird zu meiner eigenen Landschaft.
Du malst aber von Fotos, oder?
Ich suche mir Fotos als Vorlage, wo mich die Komposition inspiriert. Also Fotos, in denen ich etwas für mich erkennen kann. Würde sich also jemand von mir ein Bild von einem spezifischen Berg wünschen, müsste ich erst das für mich geeignete Foto finden, das mich anspricht. Ich kann keine Vorlage verbessern, das wird nichts.
Denn in mir arbeitet die Vorlage weiter. Ich schaue rüber zur Weißkugel, stelle mir vor über den Gletscher zu gehen, denke mir »Wow, da sind die Spalten richtig tief …«, auch wenn ich all das auf dem Foto gar nicht sehe. Mein Bild ermöglicht mir ein »Dort-Sein«. Ich bin in den Bergen daheim. Berge sind für mich immer etwas Erhebendes, außer sie sind zu finster, dann haben sie auch für mich etwas Bedrückendes. Obwohl eine steile Felswand aus der Entfernung strukturlos und gerade wirken kann, ist sie bei näherer (oft innerer) Betrachtung faszinierend in ihren Unebenheiten und ihrer Textur. Ich muss nicht überall hinauf, um dort zu sein. Man schaut in die Ferne und empfindet eine Erleichterung. Es ist mächtig und groß und ich bin klein, das setzt alles in Relation.
Gibt es eine künstlerische Nähe zu Herbert Brandl?
Ich wurde schon darauf angesprochen, dass eine Ähnlichkeit besteht zwischen seinen und meinen Bildern. Dass meine Malerei an seine Werke erinnert. Das ehrt mich natürlich sehr, weil ich großen Respekt vor einem langen, künstlerischen Werdegang habe. Ich habe mich allerdings nicht mit seinem Werk oder seiner Technik beschäftigt. Seit ich auf Ähnlichkeiten angesprochen wurde, vermeide ich es bewusst, weil es mir nicht um Nachahmung geht. Ich male aus meiner eigenen Begegnung mit dem Berg.